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Die Erde sollte Planet Kiss heißen

Written on November 23, 2009 by Felicia Appenteng in Arts & Cultures & Societies

Ich habe einen Traum

Die Zeit Online

Gene Simmons hat mit seiner Band Kiss rund 100 Millionen Platten verkauft. Dennoch sagt er: "Ich bin unersättlich"

In meinem Leben habe ich vor allem eines gelernt – für Träume gibt es keine Grenze. Alle meine Kindheits- und Jugendträume sind nicht nur wahr geworden, die Realität hat sie sogar noch weit übertroffen: Ich kam als Immigrant in die USA, meine Familie war sehr arm. Ich war acht Jahre alt und hatte noch nie einen Fernseher gesehen. Es war unvorstellbar für mich, dass Menschen Kühlschränke voller Lebensmittel besitzen, eigene Autos, Häuser. Von einem Jet hätte ich nicht mal zu träumen gewagt. All das besitze ich heute.

DibujoKiss
© Ina Senftleben

Später, als Teenager, habe ich in der Ed Sullivan Show eine Band namens The Beatles gesehen. Ich träumte davon, in einer Band zu spielen, auf der Bühne zu stehen, dass die Menschen in Massen zu meinen Konzerten kommen und meine Platten kaufen.

Heute bin ich 60 Jahre alt, Kiss gibt es seit 35 Jahren, wir haben weltweit rund 100 Millionen Alben verkauft und Rekorde der Beatles gebrochen. Gerade haben wir ein Tour durch die größten Stadien der Welt hinter uns. Habe ich je gedacht, dass wir so lange durchhalten würden? Nein. Habe ich davon geträumt? Ja.



 Aber ich will mehr. Mehr Geld, mehr Frauen, mehr Erfolg. "Mehr" ist ein tolles Wort, es lässt mich morgens aufstehen und das Leben anpacken. Soll ich rumsitzen und auf den Tod warten? Unmöglich! Ich bin unersättlich. Jeder Champion muss immer noch besser werden wollen. Nicht in erster Linie in der Konkurrenz mit anderen, sondern im Wettbewerb mit sich selbst. Selbst wenn du der schnellste Mensch auf dem Planeten bist – wenn du am Morgen wach wirst, ist es deine Verantwortung als Mensch, noch schneller zu laufen als am Tag zuvor. Ich befinde mich im ständigen Wettstreit mit mir selbst, will besser werden, mehr erreichen. Man muss immer hungrig bleiben, es ist nie genug. Genug habe ich, wenn ich tot bin.

 Wie gesagt, es gibt keine Begrenzung für meine Träume. Zum Beispiel gefällt mir der Name dieses Planeten nicht besonders. Erde klingt nicht wirklich cool. Ich denke, er sollte Planet Kiss heißen. Jeder Schritt, den die Menschen tun, sollte sie auf Kiss-Grund-und-Boden führen, jeder Atemzug ihre Lungen mit Kiss-Luft füllen, auf die ich Steuern erheben würde. Ich besitze 100 Millionen Dollar, aber ich träume von immer mehr Geld. Geld ist nicht die Ursache des Übels, im Gegenteil. Geld macht dich satt, es verschafft dir Frauen, ein Dach über dem Kopf, Sicherheit, Freiheit der Entscheidungen und die Möglichkeit, Gutes damit zu tun.

Deshalb müssen Träume zuallererst eigennützig und egoistisch sein. Sicher, wir alle träumen von Weltharmonie – kein Hunger, kein Krieg, Freiheit, alles klar, das will jeder. Aber jeder Traum beginnt mit dem Individuum. Wenn du träumst, träume von dir selbst. Du musst immer besser werden wollen, es beginnt mit dir.

Wenn im Flugzeug in 4000 Metern Höhe die Sauerstoffmasken aus der Decke fallen, sollen wir uns auch nicht zuerst um unsere Kinder kümmern, sondern unsere Maske zuerst aufsetzen, damit wir anderen helfen können. Wer sich nicht selbst helfen kann, kann auch niemand anderem helfen. Eigennützigkeit ist ein gutes, ein positives Wort. Träume müssen grenzenlos und eigennützig sein.

Aufgezeichnet von Jörg Böckem

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